Ziel dieser Reise war die Fertigstellung unserer neuen festen Zwingeranlage für unsere Tierheim-Hunde.
Wie genau das aussehen sollte, hatte ich im Reisebericht vom Februar des Jahres beschrieben: Reisebericht Februar
Eigentlich wollten wir ja schon im Mai damit beginnen, doch das Wetter und die rumänische Bürokratie hatten uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, siehe Reisebericht Mai. Doch dieses Mal konnten wir unser Ziel erreichen.
Die einzelnen Etappen sind im Baustellen-Tagebuch ausführlich beschrieben.
Ich fange einfach mit dem Ergebnis an, weil es so wunderschön ist.
Ein kleiner Video-Rundgang durch die Zwinger ist auf YouTube zu sehen.
Das ist unsere neue große Zwingeranlage, bestehend aus insgesamt sieben Zwingern auf 320 qm Grundfläche. Wir haben jetzt 6 Zwinger von je 40 qm. Davon können immer zwei durch eine Tür zu einem großen (80 qm) verbunden werden. Ausserdem gibt es einen 80 qm großen Zwinger. Die ursprüngliche Planung sah ein bisschen anders aus, aber im Verlauf der Arbeit haben sich immer wieder Details geändert. => work in progress in Romania.
Auf jeden Fall haben erstmal alle unsere Hunde ausreichend Platz, die Zwinger sind jeweils 8 m lang und 5 bzw 10 m breit, Jeweils 3 m davon sind überdacht, der Boden ist komplett betoniert und mit einer Kautschukfarbe gestrichen, um den Beton gegen die scharfen Ausscheidungen der Hunde zu schützen. Ausserdem ist er dadurch viel leichter zu reinigen und trocknet sehr viel schneller als offenporiger Beton. Ziel war ja, dass die Hundepfoten trockener bleiben und nicht so viel Matsch und Dreck in die Hütten tragen, wodurch diese dann ihrerseits trockener und sauberer bleiben. Gegen die Kälte gibt es Stroh, das regelmäßig ausgetauscht werden muss. Die gemauerten Wände schützen gegen den beissend kalten Nord/Ostwind aber lassen andererseits jeden verfügbaren wärmenden Sonnenstrahl in die Zwinger und auf die Hütten scheinen. Denn der Winter ist die härteste Zeit in Ditrau, wenn die Nachttemperaturen auf minus dreissig Grad Celsius sinken können. Frühling und Herbst sind vergleichsweise mild, die Sommer kurz.
Natürlich haben die Hunde auch weiterhin täglichen Freilauf, denn das Prinzip hat sich bestens bewährt. Es gibt so gut wie keine wirklich aggressiven Auseinandersetzungen mit Beschädigungsbeissen mehr. Die Hunde sind ruhiger, ausgeglichener und gesunder. Wir hatten im letzten Jahr nicht eine einzige Beisserei mit ernsthaften Verletzungen, keine tot gebissenen Hunde wie damals in Gheorgheni. Auch insgesamt ist die gesundheitliche Situation unserer Hunde gut, kein einziger Welpe ist an der gefürchteten Welpenkrankheit Parvovirose gestorben, alle bei uns geborenen Hundebabies sind gesund aufgewachsen. Das ist durchaus ein großartiges Ergebnis für ein Tierheim in Rumänien! Darüberhinaus hoffe ich, dass wir in diesem Winter keine Fälle von Husten oder Erkältungen haben werden.
Das ehrenamtlich arbeitende BAUTEAM aus dem Raum Lüneburg, Werner Alex, Dawid Kosk, Mario Ott und Reinhard Rosner ist am Sonntag, den 16. Oktober in Ditrău eigetroffen und fand am Montag morgen gleich diese Wettersituation vor:
Das ist nicht ungewöhnlich Mitte Oktober in den östlichen Waldkarpaten. Ditrău liegt auf einer Höhe von rund 800 m über NN.
Zum Glück ist der Schnee schnell wieder geschmolzen.
Foto: Werner Alex.
Doch wir waren darauf vorbereitet, denn Levente hatte uns ein paar Tage zuvor dieses Bild geschickt.
Das Bauteam hatte sich die große Aufgabe gestellt, sämtliche Zwingerzäune fertigzustellen, damit die Hunde vor dem Winter aus der alten vermatschten und verdreckten Anlage ausziehen können. Die Türen waren zum Glück schon im Mai vorbereitet und geschweisst worden. Siehe Reisebricht vom Mai.
Doch auch so war noch riesig viel zu tun, um eine stabile Zwingeranlage fertigzustellen. Als Bernhard B. und ich am Montag, den 17. 10 in Ditrău ankamen, konnten wir schon erste Ergebnisse bewundern.
Um überhaupt zur Baustelle zu kommen, musste man ein riesiges Matschfeld durchqueren. Solange es morgens noch gefroren war, ging das so einigermaßen, gegen Mittag blieb man fast im klebrigen Schlamm stecken.
Nachdem die Seitenwände teilweise errichtet und die Böden unter den Dächern gestrichen waren, mussten erst einmal die großen Hundehäuser in die Zwinger gebracht werden, weil sie sonst nicht mehr durch die Türen passen. Ohne freundliche und prompte Hilfe vom benachbarten Sägewerk (gegen ein paar Euros auf die Hand) ging das nicht, denn die Hütten sind sehr schwer und sperrig.
Während dieser Arbeiten mussten die Hunde natürlich in den Zwingern bleiben. Schon nach zwei Tagen mit weniger Auslauf als gewohnt – nur früh morgens und spät abends je 1 – 2 Stunden – stieg die Aggressivität unter den Hunden deutlich an. Hunde, die sich im Freilauf völlig entspannt begegnen, keifen sich durch die Gitter ihrer Zwinger an.
Einige jedoch waren “schlau” und haben sich bei den Menschen “eingeschlichen” und durften am Ende sogar mit nach Deutschland fahren.
Reinhard hat sich in die winzige Nela verliebt, die sich auf seinem Arm am wohlsten fühlte und kurzerhand mit nach Deutschland reisen durfte…
…und Spencer, dessen Familie in Lüneburg schon auf ihn wartete. Er war noch etwas misstrauisch, konnte in der Zeit auf der Baustelle jedoch lernen, dass Menschen nicht zwangsläufig gruselig sind. Er hat viel mit Franz gespielt.
Bald wurde klar, dass wir das alleine nicht schaffen würden, zumal wetterbedingt auch noch einige vorbereitende Arbeiten, die von der Baufirma Gheconstar aus Gheorgheni hätten erledigt werden sollen, nicht fertig waren. Man schickte uns zwei nette rumänische Kollegen, die dann beim Streichen der Böden und Schweissen der Gitter geholfen haben.
19. Oktober 2016
Die Zwinger sind soweit fertig, nur die halbhohen Trennwände zwischen den Gittern wird Levente noch selber montieren. Sie sollen das Gekeife an den Zäunen unterbinden.
Eine Woche später war es dann soweit, die ersten Hunde durften umziehen. Agota und Mirabela hatten die Zwinger noch einmal gereinigt.
Somit ist die große Zwingeranlage fertig, und unser Tierschutzzentrum einen Riesenschritt weiter gekommen. Demnächst soll die behördliche Anerkennung als privates Tierheim erfolgen, wodurch wir auch bestimmte örtliche Finanzierungshilfen beantragen können.
Doch es gibt noch weiterhin einiges zu tun vor dem kommenden Winter: Wir brauchen Berge von Kies, damit die Hunde im Freilauf nicht in der Matsche herumtappern müssen, denn sonst sind die schönen neuen Zwinger in kürzester Zeit wieder verdreckt und vermatscht. Das sind Kosten, die wir nicht einkalkuliert haben. Zu den Finanzen schreibe ich später noch ausführlicher.
Direkter Link zur vorläufigen Projektabrechnung.
Doch bevor der Kies aufgeschüttet wird, sollen noch Frischwasserrohre vom Brunnen zum Gelände verlegt werden, damit Levente das Wasser nicht immer in Eimern herankarren muss. Durch die geänderte Lage der Zwinger ist der Weg noch weiter geworden. Doch schon ist es in Ditrău so kalt, dass der Minibagger keine Gräben mehr für Rohre ausheben kann.
Eine Aktion auf facebook: “Kies für Kies – 1 Tonne kostet 12 €” hat stolze 1.542 € eingebracht, womit wir jetzt etliche Meter Wasserrohre verlegen, richtig viel Kies kaufen und den Bagger plus Fahrer bezahlen können.