Besuch im Tierheim in Gheorgheni und bei den Straßenhunden

Samstag, 27. April 2013

Nina Schöllhorn und ihre Assistentin Jacqueline Hess, sowie Agota und meine Wenigkeit machen uns auf den Weg ins Tierheim. Zuerst wollen wir mal in jedem Zwinger die Sorgenkinder anschauen, denn Nina hat ja weit mehr Erfahrung als ich.

Die meisten meiner Vermutungen werden leider bestätigt: 
Donalds Augen sind krank – Katarakt – und er wird über kurz oder lang erblinden, wenn nichts geschieht, eine Operation in Deutschland kann ihm aber helfen.
Dandy hat schwere Hüftgelenksdysplasie und starke Muskelatrophie.
Effi black nose hat zumindest einen etwas steifen Gang, der nicht in Ordnung ist.
Danidas krummes Beinchen könnte durch einen Unfall verursacht worden sein, hier kann man daran nichts ändern.
Mokana hat eine schlimme Verletzung an der Vorderpfote, die aber nur behandelt werden kann, wenn sich jemand regelmäßig um die Wundversorgung kümmert. Nina meint jedoch, dass es nicht so eilig ist und wir warten können, bis ich mich im Juni dann darum kümmere. Was mit Noru los ist, kann sie auch nicht sagen, ausser, dass er zufett ist.

Kifli leidet an einer seltsamen Augenanomalie: Die Wimpern wachsen so, dass sie nach innen gerichtet sind und immerzu die Hornhaut des Auges berühren und somit reizen. Verbunden mit dem feinen Staub kann die Hornhaut beschädigt werden. Diese Krankheit sei eher selten und in einer solchen Ausprägung habe sie es noch nie gesehen. Kifli ist ein ganz zauberhafter Welpe, sehr zutraulich und anschmiegsam, aber mit einer Menge eigenem Willen, wenn es ums Ausbrechen aus dem Zwinger geht. Ich habe nachträglich mal gegooglet: Distichiasis heisst diese Augenerkrankung. Sie kann in Deutschland in einer Augenklinik operiert werden. Wir werden alles daran setzen, dem kleinen Rüden ein schönes sorgenfreies Leben zu ermöglichen.

Hier kann man die nach innen wachsenden Wimpern gut sehen

Jim hat eine blutverschmierte Schnauze, auch bei Penny und Jenny sind Blutspuren zu erahnen. Hat es im Zwinger eine Beisserei gegeben? Wir untersuchen alle Hunde – nichts zu sehen. Auch im Nachbarzwinger links sind alle unversehrt. Wir wissen nicht was passiert ist.

Um 11.00 warten schon die ersten Katzen auf ihre Behandlung. Es gibt in Gheorgheni ein kleine Gruppe aktiver Frauen, die sich sehr um Streunerkatzen in ihren Wohnsiedlungen kümmern, sie regelmäßig füttern und zu jeder Kastra-Aktion immer wieder neue einfangen und zu uns bringen. Auch einige Privathunde werden vorbei gebracht. Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Privatmenschen unser Angebot annehmen.

Hier möchte ich eine Geschichte einfügen, die mich sehr bedrückt, da ich mich so ohnmächtig fühle …

Gabriella Szabo – eine traurige Geschichte .
Immer wieder werde ich per Email nach ihr gefragt, immer wieder darauf angesprochen, wie man ihr helfen kann.

Im Februarbericht habe ich schon über ihr “Tierheim” geschrieben und viele Fotos gezeigt.

Es sollten diesmal alle unkastrierten Hunde von Gabriella von uns mitkastriert werden – für sie absolut kostenfrei. 
Zwei Abende vorher spreche ich sie auf die Aktion an, und sie sagt mir, dass sie das nicht möchte. Sie hat 38 Hunde, davon sehr viele unkastriert an Ketten, bzw in unerträglich kleinen und überfüllten Zwingern. Am Samstag bin ich zu ihr gegangen, und da gerade ein Freund von ihr anwesend war, der gut Englisch sprach, konnte ich sie überzeugen, ihre Hunde kastrieren zu lassen.

Zwei haben wir gleich mitgenommen, Linda und Bella, beide sehr sehr dünn. Zwei sehr sanfte Geschöpfe, die wirklich alle Liebe dieser Welt verdienen … Ich habe das Tierheim weinend verlassen, nachdem ich erneut gesehen habe, was dort los ist. Die anderen Hunde von Gabriella sollten dann am Montag kastriert werden. Da musste ich leider schon wieder abreisen. Aber das Kastra-Team arbeitete natürlich weiter.

Am Dienstag Abend, 30. April, – ich war schon wieder Zuhause -, bekam ich folgende E-Mail vom Kastra-Team: “Heute ging es ziemlich zur Sache mit Gabriella. Sie kam mit zwei Welpen an zur Kastration, den Rest wollte sie nicht zeigen, da sie so dünn seien. Diese beiden waren allerdings schon halb verhungert und nicht narkosefähig. Sie waren sehr in der Entwicklung zurückgeblieben. Absolut armseelige, verwahrloste, verhungerte Geschöpfe, die sich fast umgebracht hätten für Futter.  Ich will nicht wissen, wie die anderen Welpen aussehen. Ich habe mich sehr zusammen nehmen müssen. …” 
Diese beiden Welpen sitzen nun in unserem Tierheim, um aufgepäppelt zu werden.

Wir haben ihr Anfang des Jahres eine größere Summe Futtergeld überwiesen, wir haben Kastras von umgerechnet 350,00 € bezahlt und hätten liebend gerne 10 weitere finanziert. Wir würden auch gerne mehr geben, aber ich frage mich, was mit dem Geld geschieht. Gabriella ist absolut unkooperativ und was sie heute sagt, gilt morgen schon nicht mehr. Vorgestern schrieb sie herzerweichende Bettelbriefe und gestern drohte sie mir per E-Mail. Sie hat zwei verschiedene Übersetzer, das merkt man sehr deutlich am Schreibstil, und ich vermute, dass der eine nicht weiss, was der andere schreibt ……

Wir waren durchaus bereit, ihr zu helfen, sie zu unterstützen der Hunde wegen, aber so geht das nicht. Nur mir tun die Hunde so leid, und ich kann nicht wegsehen, die Welt hört nicht am Zaun unseres Tierheims – indem auch noch viel Elend ist – auf. Gabriella sammelt Welpen, und ich fürchte, auch ohne Rücksicht darauf, ob das notwendig ist, oder ob die vielleicht zu einer Hundegruppe gehören. Animal Hording auf Rumänisch?

Linda aus Gabriellas Tierheim ruht sich nach der Kastra in einem unserer provisorischen Zwinger aus. Danach kommt sie wieder an die Kette.

und die zarte Bella

Später am Nachmittag sind wir wieder unterwegs, um Straßenhunde zu finden. Was nicht immer einfach ist, denn schon Welpen können ganz gemein beissen:  Im Gewerbegebiet parken wir neben einem Schuppen, unter dem 3 hübsche etwa 4 Monate alte Welpen hervorkrabbeln. Sie kommen freudig wedelnd ans Auto, als die Beifahrertür geöffnet wird. Sie sind hungrig und kommen fast ins Auto um etwas zu ergattern. Doch anfassen und einpacken, geht gar nicht, sie wehren sich mit ihren noch spitzen Welpenzähnchen.

So geht es also nicht. wir brauchen Helfer und Boxen. Unsere Aktion war nicht unbemerkt geblieben, ich werde von einem freundlich-besorgten Mann gefragt, was wir hier machen, ob wir die Hunde einfangen und töten wollen. Auf Englisch kann ich ihm erklären, warum wir hier sind und er erzählt mir von den Welpen, die er täglich füttert. Aber anfassen könne er sie auch nicht.

Eine rumänische “Welpenstube”