Freitag, 26. April 2013
Morgens machen wir uns auf die Suche nach Straßenhunden. Wir fahren in den Stadtbezirk Florilor, wo wir auch gestern abend schon waren. Ausgestattet mit einem Sack Hundefutter und einer Tüte Käsewürfel machen wir uns auf den Weg …
In den Siedlung gibt es immer zentrale Müllplätze mit mehreren Containern. Sie stehen in einer Art “Container-Zwinger”, dessen Türen aber meist offenstehen, so dass die Hunde sich auch gerne dort bedienen. Sie lungern ständig dort herum. Auch heute morgen finden wir einige Hunde dort. Wir versorgen sie mit Futter und versprechen, dass wir abends wieder kommen. Doch die meisten sind sehr vorsichtig und trauen uns nicht recht. Ob es sich rumgesprochen hat, was wir planen? – Nein Unfug, die Hunde können das ja gar nicht wissen …
Andere sind wiederum so lieb, sie bleiben liegen, lassen sich kraulen. Eine Fußgängerin erzählt uns, dass er der Schwarzweisse Rüde, den ich gerade kraule, hier regelmäßig gefüttert wird. Sie freut sich riesig, dass wir gekommen sind, um Hunde zu kastrieren. Und ja, sie kennt auch Agota und will mithelfen beim Einfangen der Tiere. Erst als der schöne große Rüde aufsteht, sieht man, wie sehr er humpelt. Hoffentlich können wir ihn einfangen wenn Nina da ist.
Wir treffen noch einige Hunde in der Siedlung an, aber alle sehen gut genährt aus, doch leider sind so manche Hündinnen trächtig. Die Hauptstraße von Gheorgheni, morgens um Zehn. Strahlendes Wetter, zufriedene Hunde, die an unser Auto kommen und “fragen”, ob wir was zu fressen mitgebracht haben. Trockenfutter finden sie so Naja, aber die Käsewürfel sind Klasse. Die sind sogar so toll, dass unser Besucher sich kurzerhand die ganze Tüte stibitzt und damit in der nahen Grünanlage verschwindet. Wahrscheinlich hat er heute Abend Bauchweh und morgen Durchfall. Aber selber schuld.
Im Tierheim angekommen erwartet uns eine angenehme Überraschung. Es waren doch tatsächlich ein paar städtische Arbeiter da, die mit einem schönen Gruß vom Bürgermeister für die Kastra-Aktion gemeinsam mit Levente fünf provisorische Zwinger aufgestellt haben. Das entlastet uns sehr, denn so können auch die Straßenhunde nach der Operation dort in Ruhe aufwachen und sich erholen, bevor wir sie wieder zurückbringen. Für die Hunde ist es so auch viel besser, als in engen Gitterboxen.
Für unsere beiden Sorgenkinder habe ich im Supermarkt Hühnerklein gekauft zum Aufpäppeln, das diese gierig verschlingen. Paddys Verletzungen sehen schon viel besser aus.
Zur Fütterungszeit gehe ich in den Zwinger der Tapsi-Gang. Im Oktober hatten wir beobachtet, dass ein Hund, Kolya, erheblich gemobbt wird, kaum eine Chance hat, ans Futter zu gelangen und schon heftig abgemagert war, und das natürlich an Levente und Agota weitergegeben mit der Bitte, diese großen wetterfesten Hunde umzusetzen.
Im Februar – endlich – konnten wir die 5 Hunde aus ihrem dunklen viel zu kleinen Zwinger befreien und in einen größeren Freiluftzwinger umsetzen. – Hier sei mir die Anmerkung erlaubt: Wäre ich nicht im Februar in Gheorgheni gewesen und hätte diese Aktion initiiert, säßen die Hunde immer noch im falschen Zwinger. Obwohl wir schon im Oktober darauf gedrungen hatten. Das rumänische / ungarische Beharrungsvermögen bringt mich manchmal auf die Palme. Mehr dazu im Bericht vom Februar 2013.
Den Hunden hat der Umzug gut getan, auch Kolya ist wieder kräftig geworden und ein rundum fröhlicher Hund, der sich irre über Kontakt zu Menschen freut. Im Vordergrund Tyson, am Rand Kolya und Tapsi.
Wir verbringen noch ein wenig Zeit im Tierheim, es ist die Ruhe vor dem Sturm, denn ab morgen beginnt die Kastra-Aktion, dann wird es kaum eine freie Minute mehr geben und keine Zeit mehr, um bei Igor zu sitzen ….
Bei den drei Dingos vorbei zu gehen …
Djai zu besuchen …
oder einfach nur Levente beim Bau einer neuen Hundehütte zu beobachten.
Am Nachmittag machen wir uns wieder auf die Straßenhundesuche
Unser Ziel sind die Futterplätze an den Müllcontainern. Die Müllcontainer sind aber nicht nur Nahrungsquelle für die Straßenhunde, sondern auch Einkommensquelle für Romafrauen. Immer wieder sieht man sie kopfüber halb im Container hängend und den Müll nach Brauchbarem durchsuchen: Plastikflaschen, Aludosen, und wer weiss was sonst noch. Recycling auf rumänisch. In großen Säcken bringen sie das Gefundene dann irgedwo hin, wo man ihnen ein paar Bani (100 Bani = 1 Leu) dafür gibt. Für’s Fotografieren haben wir ihr 5 Lei – ein üblicher Stundenlohn – gegeben. Zuerst bedankt sie sich überschwenglichst, aber dann fälll ihr ein, dass sie ja auch noch Geld für die Kinder, für den kranken Bruder …. braucht. Wie war das noch mit dem “kleinen Finger …”?
Aber ich denke 5 Lei reichen.
Ihr kleiner Freund, immer in ihrer Nähe
Ein kleiner gewitzter Rüde
Fledermausohrenhund …
Wir füttern, kraulen und beobachten die Hunde, manche sind scheu: Anschauen ja, anfassen nein.
Aber eins sind sie alle nicht: Gefährlich.
Morgen kommen wir wieder und fangen euch ein, dann müsst ihr nicht mehr läufig sein, nicht mehr kopflos hinter Hündinnen her rennen, nicht mehr vor Autos laufen. Und auch keine Welpen durchbringen oder auf grausame Weise verlieren. Euer Leben wird gemütlicher werden. Ihr werdet kastriert, geimpft und durchgecheckt, ob ihr auch leidlich gesund seid.
Immer wieder freue ich mich, dass es so ganz allmählich mehr und mehr Familienhunde gibt, die ganz “normal” von ihren Menschen an der Leine geführt werden.
Bei Sonnenuntergang an unserem Futterplatz: dem Parkplatz des örtlichen Einkaufszentrums