3. Besuch im Tierheim in Gheorgheni

Die Kastra-Aktion war wieder erfolgreich: An den drei Tagen konnten 58 Hunde und 8 Katzen kastriert und behandelt werden. Ein Teil davon waren Tierheimhunde, dazu etliche Streuner, die nach Kastration, Markierung mit Ohrclips und Tollwutimpfung wieder auf ihre Plätze zurückgebracht wurden. Auch Private Tierhalter brachten wieder ihre Hunde und Katzen zum Kastrieren. In Zusammenarbeit mit dem Tierärzte-Pool. Die Kosten wurden diese Mal komplett von der Initiative Karpatenstreuner übernommen. Wir danken unseren Spendern und Spenderinnen, die diese so wichtige Aktion ermöglicht haben!

Sonntag 14. Oktober 2012, 17 Uhr Ortszeit

Vor ca. 5 Monaten waren wir zum ersten Mal hier, alles war matschig und grau und das Elend der Hunde überwältigend. Auch heute ist hier wieder alles verregnet, schlammig, grau, aber schon wesentlich vertrauter, nur die Wiese des neuen Freilaufs ist verdächtig grün. Jedenfalls ist der Auslauf nun komplett fertig, Levente zeigt uns stolz das große solide Tor. Sehr gute Arbeit!

Nur wird der Freilauf jetzt auch regelmäßig genutzt? Agota druckst herum: Es sei so schwierig, die freilaufenden Hunde seien glücklich, aber die hinter den Gittern machen riesiges Theater, alle würden bellen und seien dadurch sehr aggressiv. Ausserdem seien einige Hunde zu dominant. …
Ich weiss nicht wie oft inzwischen das Wort “dominant” gefallen ist, aber wir sind uns einig: zu oft. Gleich morgen wollen wir beginnen, die Hunde zwingerweise frei zu lassen und dabei ausgiebig zu beobachten.

Montag, 15. Oktober

Erst mal ein Rundgang durchs Tierheim und die einzelnen Hunde begrüßen. Nach kurzer Zeit sind wir ebenso verdreckt wie die Tiere, die uns mit ihren Matschpfoten freudig begrüßt und ihre Autogramme auf unseren Kleidern hinterlassen haben.

Drei altbekannte: die kleine Ruki, Jungrüde Horopas und und die weisse Matya OHNE Kette. (Im August hatte ich ihr gezeigt, wie man sich aus dem Halsband befreien kann. War ein bisschen hinterlistig von mir, denn Levente gefiel das erst gar nicht, aber sie hat ihm wohl bewiesen, dass sie gar nicht so bösartig und “dominant” ist …)

Und dann stolpern wir über … WELPEN:

Die Hündin Irina ist neu und hat gleich sieben Kleine bei sich: sechs eigene und ein adoptiertes: Irgendwie erinnert mich dieses kleine Mädchen an eine Neuauflage von Panda: so niedlich und so selbstbewusst.

Irina ist eine freundliche zarte Hündin, noch relativ jung und vielleicht zum ersten Mal Mama.

Die kleinen Mäuschen sind etwa 6 bis 8 Wochen alt und eine nette Dame namens Irina hat die Hündin mitsamt Kindern von der Straße aufgelesen (diese Aussage ist glaubwürdig) und ins Tierheim gebracht. Ich kann es ja so gut verstehen, sie sind alle zauberhaft, aber das Tierheim ist zu voll, die Welpen können sich hier mit Parvo anstecken und daran zugrunde gehen, und nicht zu vergessen: aus Welpen werden Hunde, die dann in viel zu engen Zwingern vegetieren. Ist das eine gute Chance?

Irina mit Tochter Isfa.

Aber nun sind die Bärchen da und bekommen erstmal Namen, alle mit I, damit man hinterher weiss, welche Welpen zu wem gehören. Ida, Igor, Ikarus, Ilken, Imbra und Isfaa.

Ida
Igor
Ikarus
Imbra
Isfaa

Sie sehen gesund und munter aus, nur ein Mädel humpelt, was ihr aber (noch) nichts ausmacht. Bei genauerem Hinsehen scheinen ihre Füsschen irgendwie verkrüppelt zu sein.

Ilken

Anschließend Besuch bei Anjalis Welpen:
Fünf sind es, vier erkenne ich eindeutig sofort wieder: 2. links bis rechts: Amadeus, Aladin, Amira und Andra, nur Alfred finde ich nicht. Stattdessen ein anderes Hündchen (auf dem Bild links aussen), das man mir als Alfred “verkaufen” will. Ich mag kaum glauben, dass ein Hund sich derartig farblich verändern kann, und dazu noch sein Geschlecht ändert? Schade, ich werde es nie erfahren, was aus Alfred geworden ist, denn wir haben die Kleinen ja noch nicht gechipt, das geschieht erst, wenn sie ausreisen, es fehlt einfach das Geld, da jeder Chip ca. 4 € kostet, und das sind bei 150 Hunden so eben mal 600 €.

Noch im Sommer waren es aufgeschlossene menschenfreundliche Hundebabies, die sich um mich drängelten. Als ich jetzt den Zwinger betrete, verschwinden alle samt Mama Anjali in der Hütte und beobachten mich sehr misstrauisch. Sie haben das Verhalten ihrer Mutter übernommen und sind menschenscheu geworden. Nun sind sie im kritischen Alter und müssten dringend aus ihrem Familienverband heraus und mehr Kontakt zu Menschen bekommen. Sonst können sie in kurzer Zeit handscheu werden. Aber Familien auseinander zu reissen ist hier tabu, das geht gar nicht, denn Geschwister lieben sich doch. Ach wirklich?

Amadeus, fast ein kleiner Roxy, er ist der “coolste” Typ hier.

Und das soll Alfred sein? Absolut unmöglich, denn Welpen machen normalerweise keine Geschlechtsumwandlung durch. Ich nenne das kleine Mädchen unbekannter Herkunft ALMA.

Sie ist auch nicht ganz so scheu wie ihre Ziehgeschwister.
Die anderen werde ich auch noch zu sehen bekommen, hoffe ich. Ich muss weiter.

MEINE Vuk. Jetzt hockt sie alleine mit ihrem Bruder Djai in einem Zwinger. Ihre Schwester Djina wurde vor rund 6 Wochen getötet. Irgendwie geriet eine ihrer Pfoten in einen Nachbarzwinger, dessen Hunde sich darin verbissen haben solange und zwar so heftig, dass die arme Hündin verblutet ist. Vuk und Djai sind arg verstört, kommen jedoch ans Gitter und begrüßen uns, aber anfassen ist nicht möglich. Sie verschwinden in den Hütten und machen aus lauter Angst Pfützen unter sich.

Das ist eines unserer Hauptthemen, die wir angehen wollen: Es sitzen zuviele zu große Hunde in den engen Zwingern unter dem Dach. Oft sind es Geschwister, die gemeinsam ins Tierheim kamen, dort aufgewachsen sind, und sich nun gegen andere zusammenrotten.

Die Aggressionen sind deutlich spürbar in diesem Hexenkessel.
Unser Vorschlag: Große, junge gesunde Hunde müssen raus in die Aussenzwinger mit mehr Luft und Licht. Dort haben sie auch etwas mehr Platz. Am liebsten würden wir einige Gruppen neu zusammenstellen, doch dazu reicht unsere Zeit nicht, denn die Hunde müssten über einen längeren Zeitraum danach genau beobachtet werden. Doch wer soll das machen?

Die Zwinger sind nur durch weitmaschige Drahtstäbe voneinander getrennt, es müssen Zwischenwände aus Holz (unten) und /oder engmaschigem Draht (oben) gezogen werden, damit sich die Hunde nicht so ankläffen, gegenseitig aufstacheln und verletzen können. Sie sind nun mal jung, unbeschäftigt, gefrusted und dadurch oft aggressiv. Doch hier stoßen wir immer auf Widerstand: Sie seien doch alle miteinander befreundet, heisst es.  Seltsame Freundschaften. Wenn wir nichts ändern und das auch nicht einfordern, bleibt es wie es ist, bald kommt der Winter, mit ihm Nässe und Kälte und – sehr wahrscheinlich – tödliche Beissereien. Ce sa face?

Ich hasse es so, dieses rumänische schulterzuckende Ce sa face? – Was kann man da ändern!

Besuch bei meinen beiden Parvo-Welpen Marli und Sammi
(siehe Bericht vom Sommer) und ihren erschreckend zahlreichen neuen Freunden.

Sammi
Marli

Sie sind beide wunderschön und kräftig geworden und sehr anhänglich geblieben. Zwei junge Rüden im besten Alter, die jetzt bald ein Zuhause suchen und dringend Erziehung brauchen. Wir kommen mit dem Zählen der Welpen nicht mehr nach, sie quirlen immer wieder durcheinander. Nur Molly und Miró kenne ich noch vom Sommer her, die anderen sind neu und noch namenlos.

Neu im großen Freilauf ist auch die junge Hündin Blackie