Es ist nicht leicht, Urlaub und Tierschutzarbeit in Rumänien miteinander zu verbinden.
Wenn man mit nur halbwegs offenen Augen durchs Land fährt, begegnet man dem Elend der Hunde immer wieder. Inzwischen sind meine Sinne jedoch regelrecht darauf geschärft, daher ist es mir unmöglich, dem zu entgehen. Urlaub, im Sinne von Entspannung und Erholung ist dabei nahezu unmöglich.
Trotzdem gab es immer wieder Momente, in denen es uns einfach nur gut ging.
14. August – Wieder im Tierheim.
Es ist spannend zu sehen, was sich in der Zwischenzeit getan hat:
Von dem Geld unserer Freunde konnten zwei geräumige winterfeste Hütten gebaut werden, sie sind groß genug, dass alle Hunde bei schlechtem Wetter darin Platz finden, ohne darum kämpfen zu müssen. Nun muss nur noch ein wasserdichtes Dach montiert werden. Dann ein paar Decken rein ….
Die Hunde, die wir morgen mitnehmen wollen, müssen noch gechipt werden. Unter anderem darf der dreibeinige weiße Sándor ausreisen. Ich freue mich so sehr für ihn, doch Levente, der ihn gerettet hat, kann sich nur schwer von ihm trennen. Ein letztes Abschiedsfoto.
Die Zäune für den neuen Freilauf stehen!
Heute ist Premiere, wir lassen die Hunde jeweils gruppenweise aus den Zwingern. Sie zögern keine Sekunde …
um zu rennen …
oder zu schnüffeln. Endlich mal eine Abwechslung im tristen Tierheimalltag!Leider sind immer nur die glücklich, die gerade laufen dürfen, die anderen kläffen sich heiser. Da muss noch ein Konzept her, um das Ganze stressärmer zu gestalten, denn sonst besteht die Gefahr, dass sich die Hunde in den Zwingern zu sehr aufputschen.
Aber der erste Schritt ist getan.
15. August 2012 – Abreisetag
Mit uns fahren Roxy, Panda, Ennikö, Csillag, Luna, Sándor und Ninya. Der Abschied fällt Agota und Levente sichtlich schwer. Nacheinander werden sie vorsichtig in die vorbereiteten Boxen gesetzt
Ennikö und Csillag, denen das Ganze nicht geheuer ist …
SándorSie dürfen dieses Tierheim nun für immer verlassen. Um viertel vor neun fahren wir los.
Rund 7 Stunden später kommen wir in Oradea an, bei Loredana und ihrer Familie. Loredana kenne ich noch aus meinen Zeiten in Miercurea Ciuc. Vor einiger Zeit ist sie nach SânMartin in der Nähe von Oradea umgezogen. Zu ihren 5 eigenen Hunden hält sie 10 Pflegehunde aus dem Tierheim von Oradea oder zugelaufene Straßenhunde.
Unsere Hunde dürfen hier aussteigen, bekommen Wasser und etwas Futter und mischen sich fröhlich und problemlos mit den hiesigen Hunden. 25 Hunde in einem Garten, ohne größeres Gebrumm oder Geknurre. Ich staune mal wieder, wie anpassungsfähig Hunde sind. Unsere haben die Fahrt recht gut überstanden. Sie steigen sogar abends zum Schlafen wieder freiwillig in ihre Boxen. Nur meine Aussies und Sándor übernachten mit uns im Haus.
Da sie kastriert und komplett geimpft ist, beschließen wir die kleine liebe und völlig unkomplizierte Hündin mit nach Deutschland auf eine Pflegestelle zu nehmen. Sie verbringt die Reise in Beifahrerfußraum und lässt es sich dabei gut gehen.Ich bin sicher, sie weiss, dass ihr nichts Unangenehmes geschieht.
In den frühen Morgenstunden des 17. August kommen wir in Essen an. Wir sind hundemüde, aber die Hunde sind ausgeschlafen und toben zuerst mal durch meinen Garten, trampeln alles platt, was vier Wochen lang in Ruhe wachsen durfte, durchwühlen das Schilf rund um mein Feuchtbiotop und versuchen – natürlich erfolglos – auf den Seerosenblättern zu laufen. Es wird geplanscht, gebuddelt und markiert, aber ich bin nach der langen Fahrt viel zu müde, um mich darüber aufzuregen. Hauptsache, die Hunde haben Spaß! Es ist schön, sie lachen zu sehen.
Dennoch bin ich froh, als Barbara am Mittag kommt, und Ennikö, Csillag, Luna und Melda einpackt. Ninya hatten wir in der Nacht in der Nähe von Frankfurt an ihre Pflegestelle übergeben, es bleiben mir also noch Sándor, der einen Tag später abgeholt wird, sowie Roxy und Panda, die hier bleiben, bis sie ihre Familien gefunden haben.
Mit diesem Bericht habe ich versucht, das Land Rumänien und die dort dringend notwendige Tierschutzarbeit in ihren verschiedenen Facetten zu beschreiben. Ich möchte Schuldzuweisungen jeglicher Art tunlichst vermeiden, denn das hilft keinen Schritt weiter.
Wir möchten als Initiative Karpatenstreuner den Karpatenstreuner-Hunden helfen und ihre Situation nachhaltig entschärfen und verbessern.
Ingrid Weidig, im September 2012.
Kleines Update Januar 2013
Die Hunde aus diesem Transport ,Panda, Ennikö, Tünde, Sandor, Ninya, Luna, Melda haben ihre Menschen gefunden. Auch Hollo. Ruki, Andra, Amadeus, Molly, Mitó, Sammi, Marli, törpi, gabriel, Pamacs, Gypsy und Sofie sind in Deutschland vermittelt, Roxy und Vuk leben gemeinsam auf einer Pflegestelle.