Nach so vielen Bildern von Hunden möchte ich hier die beiden menschlichen Hauptaktivisten vorstellen.
AGOTA JACAB, 1. Vorsitzende des Vereins GATE, die uns die ganzen Tage begleitet hat, beim Saubermachen und Füttern geholfen hat und wohl die Hauptlast auf ihren Schultern trägt.
Gemeinsam mit LEVENTE KEMENES, dem 2. Vorsitzenden, der tagtäglich für umgerechnet 150 € im Monat das Gelände reinigt, die Hunde füttert und versorgt. Er hat zu allen Hunden ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Er bringt ihnen gerne bei, “Pfötchen” zu geben. Wenn neue Hunde ins Tierheim kommen, versorgt er sie mit Spray gegen Flöhe und Tabletten gegen Würmer. Ebenfalls impft er die Hunde gegen Staupe, Parvo etc. Nur für die Tollwutimpfung muss der Veterinär kommen, damit alles “amtlich” ist. Es ist schon enorm, was die beiden, gemeinsam mit einigen wenigen Freunden auf die Beine gestellt haben.
Denn eines muss man wissen: Tierschutzarbeit gilt in Rumänien eindeutig nicht als EHRENamt, sondern ist eine Art sozialer Abstieg, denn die meisten Menschen sehen darin nur “Schei… wegmachen und Straßenköter füttern”. Man muss es heimlich machen, und nicht immer ist die eigene Familie, die in Rumänien meist einen anderen Stellenwert hat als in Deutschland, damit einverstanden. So ist es leider. Vielleicht kann sich das ändern, wie so vieles andere in Rumänien auch. Auch wenn der Vergleich nun etwas drastisch wirkt: noch vor 22 Jahren war es eine Schande ein behindertes Kind zur Welt zu bringen, auch das musste möglichst versteckt werden. Heute hat sich diese Einstellung weitgehend geändert. Zum Glück.
Der Tierarzt ist teuer, er kommt nur zum Kastrieren oder wenn ein Hund mal schwer krank oder verletzt ist. Dank der Tierärztinnen des Tierärzte-Pools der Arche Noah Kreta, die seit April 2011 schon dreimal in Gheorgheni waren, sind bis auf einige Neuzugänge und die kleinen Welpen alle Hunde hier kastriert.
Ab Oktober 2012 wollen wir uns finanziell und wenn möglich auch personell an den Kastra-Aktionen beteiligen.
Abgesehen davon ist die medizinische Versorgung der Hunde nur äußerst mangelhaft möglich, wie mir auch ein Blick in den Schrank beweist. Es fehlt hier eigentlich alles.
Leider sind auch Futtervorräte an Trockenfutter so knapp, dass es immer wieder Engpässe gibt. Bekommen die Hunde jedoch zu wenig Futter, beginnen sie darum zu kämpfen. 80 kg werden zur Zeit täglich benötigt. Ein 10 kg Sack kostet 23 Lei, das sind umgerechnet 5,14 EURO. Anstelle des TroFu gibt es im Sommer ca. 2 mal wöchentlich Knochen mit winzigen Fleischresten aus einer Schlachterei kostenlos. Im Winter-Halbjahr kann das aufgrund des unpassierbaren Weges zum Tierheim nicht angeliefert werden, dann steigen die Fütterungskosten drastisch, zumal die Tiere bei dem dort üblichen strengen Frost mehr Futter brauchen, um nicht zu erfrieren.
Die Fütterungssituation ist katastrophal und es muss unbedingt auch nach Alternativen gesucht werden.
Mit den Spendengeldern, die wir in der Tasche hatten, konnten wir die Fütterung für ca 8 Tage sicher stellen. Ein Tropfen auf dem heissen Stein. Aber trotzdem ein winziger Anfang. Zusätzlich konnten wir im Flugzeug einige medizinische Produkte für den Alltag, Desinfektionsmittel, Ringer Lactat, Isotonische Kochsalzlösung, Augensalbe, Wundsalben, Vitamine, Verbandsmaterial, sowie Spritzen, Kanülen und 20 Transponder (Microchips) mitbringen. Spätestens im Oktober wollen wir einen umfangreichen Transport nach Gheorgheni organisieren und auf dem Rückweg einige Hunde mitbringen, für die wir hier eine Pflege- oder Endstelle gefunden haben.
Diese Hunde helfen dann den in Gheorgheni lebenden, indem durch die Vermittlung Geld in die Kasse kommt, das direkt dem Tierheim in Form von Futter, Arzneimitteln, Verbesserung der Überwinterung … zu Gute kommt.
20 Microchips bedeuten für 20 Hunde eine Ausreisegenehmigung.
Vielleicht für den bezaubernden SANDOR, einem Hund der trotz seiner kleinen Behinderung sehr freundlich zu Mensch und Tier ist,
hier gemeinsam mit dem Rüden TAPPANCS beim Austausch von “Schnauzenzärtlichkeiten”
Sándor hat den linken Hinterfuß verloren, aber er kann sich damit gut und frei bewegen und hüpft sogar problemlos auf die Hütte. Ihn scheint das gar nicht zu stören.
Auch KUSZO würde gerne ein anderes Zuhause haben. Sie sitzt schon seit Ende 2009 im Tierheim, stundenlang hockt sie auf ihrer Hütte und träumt vielleicht von einem Leben ohne Gitter. Sie ist erst etwa 5 Jahre alt, sehr lieb, ruhig und zutraulich.
Für LAURA wäre es ebenfalls wichtig, besser versorgt zu werden: ihr Unterkiefer ist durch einen Unfall gebrochen, ausserdem hat sie noch Angst vor Menschen, aber je länger man bei ihr ist, desto öfter schaut sie neugierig hinter der Hütte hervor. Ich glaube sie würde schnell auftauen, sobald sie merkt, dass man es nur gut mit ihr meint. Laura ist auch noch relativ jung.
Wie schön wäre es, wenn die kleine ENNIKÖ oder ihre Schwestern, gerade mal 2 Monate jung, eine Chance bekäme. Noch ist sie verspielt und an den Umgang mit Menschen gewöhnt, doch nur zu oft kann es geschen, wenn Welpen mehr oder weniger sich selbst überlassen werden, dass sie handscheu werden oder verwildern. Die drei hocken dort in einem 4 qm winzigen Verschlag. Eigentlich sieht sie mit ihren Ohren derzeit eher wie ein Lämmchen aus.
Was wird demnächst aus MEGGIE und ihren 5 Welpen? Zwei Tage vor unserer Ankunft war ein Hundefänger-Team in Gheorgheni unterwegs gewesen und hatte unter anderem die kleine trächtige Hündin mitgebracht. Wie weit die Trächtigkeit schon war, wusste niemand, in der Nacht vom 24. zum 25. Mai brachte sie fünf Welpen auf die Welt. Notdürftig haben wir sie in einem alten Bauwagen voller Müllsäcken untergebracht, den sie sich mit zahlreichen Ratten teilen muss. Ich kann nur hoffen, dass die Kleinen entweder überleben oder aber nicht allzu lange an Parvovirose etc. leiden müssen, bevor sie jämmerlich daran zugrunde gehen.
So hart es klingt, aber das ist auch hier, wie in so vielen Tierheimen in Rumänien, die bittere Realität.
Es müsste unbedingt einen geschützten, sauberen Raum mit Desinfektionsmöglichkeit geben.
Agota will die Welpen im Alter von vier Wochen zum ersten Mal gegen Parvo impfen, das verhindert die Krankheit zwar nicht immer, erhöht aber die Überlebenschancen in einer Umgebung mit derart hohem Infektionsdruck.
Auch für neu eingelieferte Tiere sind leider keine Quarantäne-Zwinger vorhanden, sie können alles, was die Straße hergibt, ins Tierheim einschleppen, Parasiten jeder Art, Viren, Bakterien …
Einen recht drastischen Fall erleben wir gleich am Freitag nachmittag, als die kleine Hündin NUTS, die vor einiger Zeit vermittelt worden war, von ihrem Besitzer zurück gegeben wird. Sie ist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Ehemals eine freundliche und gut genährte Hündin, ist sie jetzt abgemagert bis auf die Knochen; dehydriert; voller Milben und Flöhe und völlig verängstigt. Wir bringen sie behelfsweise in einem Geräteschuppen unter, wo sie sich sofort verkriecht.
Einige Stunden später, nachdem sie gefressen und getrunken hat, haben wir sie auf den Behandlungstisch gesetzt: Sie erinnert mich vom Fell und und der Statur an einen Berger des Pyrénées.
Doch ihr seidiges Fell ist total verfilzt, sodass wir es vielfach nur abschneiden können, die Haut im Nacken, auf dem Rücken und am Bauch ist stark durch Demodex-Milben geschädigt, das Fell am Hals zusätzlich durch das Halsband abgewetzt. Wahrscheinlich musste sie an der Kette leben, und wurde dort stark vernachlässigt. So abgemagert und vertrocknet ist sie, dass ich froh bin, dass sie so langes Fell hat und man ihren körperlichen Zustand nicht ungefiltert sieht. Eine Stunde versuchen wir sie zu reinigen, unter den Filzplacken kommen entzündete Wunden zum Vorschein, in denen Larven herumkrabbeln. Für Fliegenlarven sind sie zu klein, sie sehen aus wie Flohlarven. Eine ganze Stunde hält die Hündin auf dem Tisch still, sie hat ein wenig Angst, aber vielleicht “weiss” sie ja auch, dass wir ihr helfen wollen. Gegen die Milben bekommt sie Ivermectin. Am Samstag haben wir sie noch einmal eine Stunde oder länger behandelt. Dank Vitaminen und einem homöopathischen Mittel zur Stärkung des Organismus ging es ihr dann schnell etwas besser, und das Schwänzchen wedelte schon, wenn sie uns sah.
Wie schön wäre es, wenn NUTS nun bald zu liebevollen Menschen käme, die ihr die Pflege und Zuneigung geben, die sie nach diesem Erlebnis dringend braucht.
Diesen Schuppen könnte man mit einfachen Mitteln, wie einem PVC-Boden und kleineren leicht zu reinigenden Boxen in eine behelfsmäßige “Krankenstation” umwandeln, wo auch Mütter mit neugeborenen Welpen Platz hätten.
Wir hoffen jetzt, dass auch Agota aus diesem Vorfall gelernt hat, dass Hunde nur mit Vertrag und gegen eine Schutzgebühr abgegeben werden sollten.
Sonst sind sie wie Nuts ein wertloser Wegwerfartikel, den man bestenfalls wieder dort abgibt, wo man ihn bekommen hat. Leider werden in Rumänien “überflüssige” Hunde gerne auf die Straße entsorgt. Wir finden, dass 50 Lei ein guter Anfang sind, aber Agota hat Angst, dass sie nun gar keine Hunde mehr vermitteln kann. Levente hatte einen ähnlichen Vorschlag wohl schon früher gemacht und ist sofort mit unserer Idee einverstanden. Wir werden sehen, was geschieht.
Ich denke man sollte daran arbeiten, den Menschen in Rumänien zu vermitteln, dass Hunde Lebewesen mit Gefühlen sind, die auch unter Schmerzen und Kummer leiden, ähnlich wie wir Menschen. Hunde brauchen ganz sicherlich kein Designerkörbchen, Mäntelchen, edle Halsbänder und schicke Futternäpfe, aber ganz ohne alles sollten sie auch nicht leben müssen.
Auf meinen langen Reisen durch das Land konnte ich eigentlich immer wieder erleben, dass die Rumänen durchaus sehr tierlieb sind, meine beiden Australian Shepherds haben auf den Campingplätzen immer Menschen gefunden, die sie begeistert gestreichelt oder mit ihnen gespielt haben. Auch wenn Shahri mal wieder irgendwem etwas vom Teller geklaut hat, gab es nur Gelächter, nie hat sich jemand darüber beschwert. In den Städten sieht man auch immer mehr Hunde, die an der Leine laufen und gepflegt aussehen. Doch es gibt einfach einen Unterschied zwischen den geliebten Haushunden und den mehr oder weniger verachteten Straßenhunden.
Aber so wie die Hunde hier im Tierheim ihr Futter auf den Boden gestreut bekommen, der kurz zuvor von Kot befreit wurde, kann auch nicht richtig sein. Spätestens wenn es dazu regnet, wird es wiederlich, denn das sehr gerteidehaltige (minderwertige) Futter zebröselt dann sofort.
Futternäpfe haben hier absoluten Seltenheitswert.
Ich habe vergessen zu fragen, woran das liegt. Ein paar einfache Schüsseln aus Edelstahl oder alte Kochtöpfe wären doch schon mal ein Fortschritt. Doch egal wie das Futter verteilt wird, es gibt immer einige, die darüber herrschen wollen, sowie hier Sissi, die sich gerne in den (vollen oder auch leeren) Napf stellt: Alles meins!